JANUS live mit neuer Band

16 Feb JANUS live mit neuer Band

Es war irgendwann Ende des vorletzten Jahres als Toby und RIG nach dem Ende der Herbstreise zusammensaßen und über zukünftige Liveaktivitäten nachsannen. Nach vielen schönen Bühnenerfahrungen mit dem Stil-übergreifenden JANUS-Ensemble, ersten Duo-Auftritten und Lesungen befanden die beiden Musiker, dass die Zeit der Besinnung und Akustik zumindest zeitweise zu einem Ende kommen musste. Sie wollten einfach mal wieder die Klinkenstecker einstöpseln, die Regler aufdrehen und losrocken, als hätte der Zahn der Zeit die beiden Endvierziger nicht schon bis auf die Knochen abgenagt.

Zu diesem Zweck versetzten sie das JANUS-Ensemble in Winterschlaf und sammelten 2018 eine Schar ebenso versierter wie engagierter Musiker um sich. Die JANUS-Band war geboren. Nach einem hoch motivierten, ersten Treffen bei edlem Wein und feinen Speisen jedoch, verfiel RIG in ein überraschendes JANUS-Koma und tauchte erst einmal ab.

„Da dachte ich ja fast schon, unsere Livepläne für 2019 wären bereits wieder gestorben, noch bevor wir das erste Mal geprobt haben, verrät Toby schmunzelnd die zwischenzeitliche Verunsicherung, aber zum Glück war das nur eine kurzzeitige Schwächeperiode. Seitdem er wieder aufgetaucht ist, drängelt und nervt RIG wie in besten Tagen.“  

 

JANUS während ihrer ersten Probe im Januar 2019 in neuer Besetzung

JANUS während ihrer ersten Probe im Januar 2019 in neuer Besetzung

 

Neben den beiden Janüssen gehören vier weitere, junge Herren zur neuen Rockbesetzung mit der ein paar Festivals im Sommer unsicher gemacht werden sollen, so zum Beispiel das Amphi-Festival in Köln, auf dem JANUS zuletzt 2014 bei ihrer triumphalen Live-Rückkehr gastierten. Das Ganze ist als eine Art Testlauf für eine mögliche JANUS-Tour zum kommenden Release des neuen JANUS-Albums „All die Geister“ gedacht. Sollte die neu zusammengestellte Truppe gut harmonieren und Lust auf mehr verspüren, könnten 2020 eine ganze Reihe von Auftritten die Folge sein …

Am Schlagzeug sorgt Multi-Instrumentalist Sascha Baransky für die nötige Betriebstemperatur und Stabilität. Die Rhythmusabteilung wird vom ebenso tiefentspannten wie symphatischen Björn Hechler vervollständigt, der zusammen mit Sascha den Teppich für die Gitarrenfraktion webt. „Sascha und Björn treten dem Rest von uns gehörig in den Arsch, diagnostiziert RIG, das ist auch nötig, damit der Laden zusammengehalten bleibt und niemand zu sehr hinterherhängt oder davongaloppiert. Um richtig loszubrettern, muss das Timing sitzen und das tut es bei den beiden immer!“ 

 

Sascha Baransky (Schlagzeug | links) und Björn Hechler (Bass | rechts)

Sascha Baransky (Schlagzeug | links) und Björn Hechler (Bass | rechts)

 

Damit live den Arrangements auch die nötige Wucht und Durchschlagskraft verliehen werden kann, warten JANUS 2019 mit doppelter Gitarre auf. Emil Cezanne und Ben Hessler an den Sechs- und manchmal auch Siebensaitern machen keine Gefangenen und schütteln zahlreiche Riffs und Licks aus dem Ärmel, die die alten Stücke angenehm auffrischen und sie dennoch immer deutlich erkennbar halten. Emil ist aufmerksamen JANUS-Fans in anderer Funktion längst ein Begriff, da er die Aufnahmen und Abmischungen der beiden letzten JANUS-Produktionen „Ein Aufstand alter Männer“ und „Ein schwacher Trost“ verantwortete.

„Es ist einfach schön, mit sympathischen und kompetenten Musikern zusammenzuarbeiten, sinniert Toby nach der ersten Probe, hierin unterscheidet sich die JANUS-Band in keinster Weise vom JANUS-Ensemble. Das ist für RIG und mich extrem wichtig. Im Gegensatz zu den anderen sind wir keine professionellen Musiker, so dass die emotionale Komponente extrem wichtig ist. Wenn wir nicht das Gefühl haben, dass alles läuft und man sich gut versteht, ist es in den Proben traditionell schwierig. Dieses Problem haben wir zum Glück gar nicht.“

 

Ben Hessler (Gitarre| links) und Emil Cezanne (Gitarre | rechts)

Ben Hessler (Gitarre| links) und Emil Cezanne (Gitarre | rechts)

 

Die Live-Proben selbst finden in den Räumlichkeiten der Kommune 2010 statt. Hier gibt es nicht nur jede Menge Licht, Platz und Ausstattung sondern auch ein direkt angeschlossenes Studio, in dem die Arrangements live mitgeschnitten werden können, so dass alle Musiker nach der eigentlichen Probe im stillen Kämmerlein weiter an ihren Parts feilen können. Eine äußerst praktische Vorgehensweise, sind JANUS doch für ihren Minimalismus bei der Anzahl an Probenterminen bekannt, da alle Bandmitglieder und die beiden Janüsse selbst traditionell auch anderweitig eingebunden und ganz generell vielbeschäftigt sind.

Mastermind Toby hat für die aktuelle Besetzung den Flügel zuhause gelassen und fokussiert sich vorrangig auf mit Computer und Keyboards generierte Sounds und Samples, die den Arrangements eine elektronische Schlagseite verleihen. Zum Teil sind es ganz neue Sounds für alte Klassiker, zum Teil restaurierte Originalklänge. „Die richtige Mischung aus alt und neu ist hier entscheidend, weiß Toby zu berichten, weder wollen wir alles einfach 1:1 nachspielen noch uns zu weit von den Originalen entfernen. Das war beim Ensemble noch passend, gerade wegen der zahlreichen Einflüsse von Jazz bis Klassik. Bei der jetzigen, rockigeren Ausrichtung wären zu viele Umwege und Abweichungen aber unnötig. Wir versuchen mehr auf den Punkt zu kommen, was nicht heißen soll, dass es keine Improvisationen mehr gibt.“

 

Tobias Hahn (Keyboards | links) und RIG (Gesang | rechts)

Tobias Hahn (Keyboards | links) und RIG (Gesang | rechts)

 

Während die anderen im Durcheinander der Stimmen Arrangements besprechen und sich gegenseitig Song-Harmonien zurufen, kauert RIG erschöpft in einer Ecke des mehr als geräumigen Proberaumes. Der Sänger bekennt schwitzend und mit zerzaustem Haar: „Zum Glück haben wir noch etwas Zeit, bis wir tatsächlich auf die Bühne müssen. So ein rockiger Auftritt ist zwar sehr energetisch und auch befriedigend, aber er zehrt doch arg an den Kräften. Ich muss mich wohl noch ein wenig in Form bringen.“ 

Dann kramt RIG sein Textbuch heraus. „Habe ich extra eingepackt, doof nur, dass ich keinen einzigen Text da drinnen habe, den ich heute gebraucht hätte. Zum Glück habe ich das hier noch dabei.“ RIG zückt sein iPhone und googelt den Text von „Bruderkuss“. Er schmunzelt. „Ach so ging das hier…“ 

Abends packen alle ihre sieben Sachen zusammen und schließen die Studiotür hinter sich zu. Man winkt sich zu, klopft sich auf die Schulter, umarmt sich. Zufriedene Gesichter überall.

Bis zum nächsten Mal.

Alle Fotos: Frank Turetzek

 

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